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Der Kampfläufer

Wer im Herbst Watvögel auf Schlammflächen oder im Flachwasser beobachtet, wird dabei häufig auf Trupps von etwa taubengroßen Vögeln stoßen, die sehr bunt und unterschiedlich gefärbt sind und dennoch derselben Art angehören. Hierbei handelt es sich um Kampfläufer, eine unserer seltensten, aber auch spannendsten Wiesenvogelarten. Eine Besonderheit des Kampfläufers ist sein Geschlechtsdimorphismus, d.h. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich voneinander. Weibchen sind etwa 20 cm groß und schlicht graubraun gefärbt, Männchen dagegen gute 30 cm groß, doppelt so schwer und haben im Sommerhalbjahr einen schwarzen, braunen oder weißen Kragen. Oft sind die Männchen auch am Bauch auffallend hell-dunkel gefärbt und haben leuchtend orange Beine. Einzigartig ist auch die Kampfläuferbalz. Die Männchen versammeln sich an traditionellen Balzplätzen, so genannten Arenen, und werben mit aufgestellter Halskrause um die Weibchen. Je dunkler seine Halskrause gefärbt ist, desto aggressiver und territorialer verhält sich ein Männchen. Für Brut und Aufzucht der Küken ist das Weibchen dann allein zuständig.

Foto: AJ Haverkamp Lizenz: Creative Commons

Lebensraum

Kampfläufer bevorzugen offene, feuchte und extensiv bewirtschaftete Grünlandlebensräume. Diese müssen relativ abwechslungsreich sein, und optimalerweise sowohl trockene Bereiche für die Nester, kurzrasige Flächen für die Küken als auch Flachgewässer oder nasse Stellen für die Nahrungssuche der Altvögel aufweisen. In den letzten Jahren beschränken sich die Brutnachweise in Deutschland daher auf wenige, intensiv gemanagte Naturschutzköge an der Westküste Schleswig-Holsteins. Brütende Weibchen sind allerdings auch extrem heimlich und scheu, und selbst für Experten nur schwer nachzuweisen. Zudem brüten sie nicht in Kolonien, sondern sehr verstreut. Zum Schutz gegen Prädatoren sind sie dann auf andere häufigere Arten wie Kiebitz oder Uferschnepfe, die in der Nachbarschaft brüten, angewiesen. Den Winter verbringen Kampfläufer im tropischen Afrika, wo sie oft Reisfelder zur Nahrungssuche nutzen.

Foto: BS Thurner Hof Lizenz: Creative Commons

Rückgangsursachen und Gefährdung

Bis ins 19. Jahrhundert war der Kampfläufer ein Allerweltsvogel in Küsten- und Niederungsgebieten. Grünlandumbruch, Eindeichungen und vor allem  Entwässerung haben dazu geführt, dass der Kampfläufer aus Deutschland so gut wie verschwunden ist, nur in wenigen Schutzgebieten brüten noch einzelne Weibchen. Auf dem Durchzug dagegen sieht man Kampfläufer oft an unseren Küsten und auch im Binnenland, hier handelt es sich aber um die Vögel aus Skandinavien und Sibirien, die dort auf Feuchtwiesen, Sümpfen und Mooren brüten.

Hauptansatz für den Erhalt des Kampfläufers ist eine intensive und großflächige Wiedervernässung von Grünland, weshalb vom Schutz dieser Art besonders viele andere Arten des extensiven Feuchtgrünlandes mit profitieren.